5.000 Kilometer durch Österreich-Schweiz-Frankreich-Spanien-Italien oder fliegen kann ja jeder!

Route Google Maps_FotorAuch wenn es großen Spaß macht mit Freunden in der Gruppe Harley zu fahren, von Zeit zu Zeit ist es mir wichtig alleine auf Reisen zu gehen. So geschehen im Juni dieses Jahres, nebenbei mit dem Ziel Harley-Island zu erschaffen. Fixpunkte auf der Reise: One Harley Week in Ibiza, die Barcelona Harley Days, die Stadt selbst und die Umgebung – unbedingt aber auch die Schwulen und Lesbenmetropole Sitges, auf die ich noch im Teil 2 eingehe.
Aber: Beim Harley fahren ist ja bekanntlich der Weg das Ziel!

In den Flieger zu steigen um sich in den Süden Europas zu bewegen ist sicher einfacher, schneller und günstiger. Aber die Tatsache mit dem, nach einer “Oh Wunder” geglückten Landung einer Chartermaschine, klatschenden und schwitzenden Fußvolk sich in einem Flugzeug zu befinden, liegt jenseits von meiner optimalen Reisevorstellung. Und so ward der Entschluss die Reise zweirädrig anzutreten rasch gefasst.
Nun ist es aber so, dass das exakte planen und detaillierte austüfteln der Route, Pausen und Nächtigungsstationen nicht unbedingt das meine ist. Ein weiterer Grund ist, dass mein Sattel mein Sofa ist, und ich auch noch nach vielen Kilometern Fahrt nicht müde bin am Gasgriff zu drehen. Und so ward es dann auch: Wien-Barcelona – 3 Tage, Barcelona-Wien – 5 Tage (weil da gibt es mehr Sehenswürdigkeiten anzusehen)

Tag 1:

Moped PassstraßeIn Österreich mit der Harley unterwegs zu sein ist an sich schon ein Jahresprogramm. Hunderte Berge, Passstraßen und Täler zeugen von einer der schönsten und kurvenreichsten Landschaften weltweit. Österreich ist einfach Motorrad-lebenswert! Aber nachdem ich mir ja einen relativ strickten Zeitplan vorgenommen habe, was daran liegt, dass ich 58 Stunden nach der Abfahrt aus Wien in Barcelona bei der Fähre “Hab Acht” zu stehen hatte, packte ich die Harley mal auf die Autobahn und los gings via deutsches Eck nach Innsbruck. Ja natürlich, Autobahnfahren ist langweilig, aber die Aussicht auf die Schweizer Bergstraßen ließen die 550 Kilometer flugs vergehen. Abfahrt Landeck – rein in die Berge – Ziel Davos wo ich mir meine erste Nächtigung vorstellen konnte, was dann eh nicht so passierte. Links und rechts schneebedeckte Gipfel ohne Ende ging es dann durch Serfaus, FlüelapassPfunds und Nauders am Piz Bin vorbei auf den Flüelapass hinauf. Den wollte ich unbedingt auf meiner Route drinnen haben, weil der Name schon so einzigartig ist. Im Tal noch kurzärmlig unterwegs, auf dem Pass, nach der 30 Kehre in 2.383 Meter Höhe dann knapp über Null Grad und Schneefahrbahn vom Feinsten! Egal, die Sonne hat geschienen und damit hat es gepasst.
So gegen 18 Uhr nach rd. 9 Stunden Fahrt, gepusht vom coolen Flüelapass, hatte ich dann immer noch nicht genug. Da geht noch was und ich beschloss über Klosters-Serneus mal Richtung Chur zu fahren. Im Winter ist das schon beeindruckend, aber wenn man im Sommer durch die perfekt ausgebauten Schiorte durchfährt, sieht man schon wo die Schweizer Gründlichkeit zuhause ist. Partybier
Durch Chur hindurch, wo ich hinter einer Postkutsche herzuckeln musste, die von den größten Pferden die ich jemals gesehen habe gezogen wurde (galaktische Riesendinger mit zwei Meter Schulterhöhe), meldete sich mein Magen zu Wort und schrie nach Nahrung. Also Navi raus und auf “Unterkünfte in der Umgebung” geklickt. Erster Versuch – Fehlschlag da ausgebucht, zweiter Versuch in Domat/Ens erfolgreich. Das Gartenhotel Sternen. Sehr empfehlenswertes Hotel, Parken direkt vor der Türe, bei Bedarf auch eine Garage vorhanden, Free W-LAN und wie der Namen schon sagt, ein feiner Garten zum dinieren. Und das große Bier heißt Kübel! Am ersten Tag 740 Kilometer abgespult – ich freue mich auf den nächsten Tag!

Tag 2:

Furkapass7:30 Uhr Tagwache, perfektes Frühstück mit weichem Ei und ab aufs Moped. Die Sonne lacht mir bereits entgegen, wobei ich wußte, dass das nicht lange anhalten wird. In Frankreich regnet es bereits. Zwei Ziele der heutigen Tagesetappe: Ich wollte den Mont Blanc sehen und Voreppe in Frankreich erreichen. Geplante Kilometeranzahl: schau wir mal, sollten aber ca. 600 Kilometer sein, natürlich ohne Autobahn.
Nach einer gemütlichen und lockeren Fahrt durch den Schweizer Oberwald erreichte ich Andermatt und erspähte voll Freude das bereits erwartete Schild “Furkapass”. Der war natürlich ein Pflichtprogramm mit seinen 2.436 Metern. ZumdorfEinen kurzen Stop musste ich dann noch im kleinsten Dorf der Schweiz machen. Aber da sagt ein Bild mehr als tausend Worte.
Alles Gut gegangen bis jetzt, aber dann …
Man stelle sich vor es ist Juni und im Tal hat es gemütliche 25 Grad, fährt dann auf den Pass hinauf und muss plötzlich wegen eines Lawinenabgangs stehen bleiben. Passiert nicht jeden Tag. Nach rund einer Stunde hatte das Räumfahrzeug dann endlich die klebrigen Schneemassen ins Tal gekippt und weiter ging es. Das gemütliche an dem Stop war, dass ich nicht der einzige Motorradfahrer war der stehen bleiben musste. Und so plauderte ich mit Bikern aus der Schweiz, Österreich und zwei Italienern, wir rauchten uns gegenseitig die Zigaretten weg und führten Schmäh. Einfach großartig.
LawineVorbei an Crans-Montana ging es dann über den Col des Montets, der das Tal der Arve und den dortigen Hauptort Chamonix mit dem Schweizer Kanton Wallis verbindet in Richtung Mont Blanc. Den konnte ich aber leider nur erahnen, da es inzwischen regnete und der Berg in Nebelschwaden eingehüllt war. Naja, das nächste Mal dann. Wird ja nicht der letzte Trip sein.
Col des MontetsWas danach kam hat den nicht sichtbaren Mont Blanc allerdings wieder gut gemacht. Der Beginn des Loiretals. Wir haben schon viele Weinberge in Österreich, aber die Franzosen bauen wirklich überall ihre Reben an. Jeder Zentimeter und sei der Berg noch so steil, ist mit Trauben bestückt. Das ist schon fast abartig, wenn man nur noch durch Weinstöcke hindurchfährt die bis zu 1.500 Meter Höhe gepflanzt werden. Und das Beste daran ist, dass es dann direkt an der Straße kleine Hütten gibt, wo der Rebensaft verkostet werden kann. Sozusagen ein “Wein-Drive in”. Wohl bekomm’s – also mir hat es auf jeden Fall geschmeckt!
Wein Drive inDen Tagesabschluss bildete dann noch der Parc naturel regional de Chartreuse kurz vor Voreppe, wo dann auch wieder die Sonne herauskam und ich mich endlich aus dem Regengewand schälen konnte. Ein wenig gehts noch Richtung Süden und dann kam wieder das Navi zum Einsatz um Unterkünfte in der Nähe zu suchen. Am Tag 2 ein wenig schwieriger, ich hätte doch in Voreppe bleiben sollen. Aber dann gegen 21.30 Uhr landete ich in einem zauberhaftem Boutiquehotel in St. Nazaire-en-Royans. Dem Hotel Restaurant Rome, welches direkt am See von Bourne zwischen Drome und Isere liegt, und du vom Frühstückstisch aus den Fischen die Pfote reichen kannst. Sehr gemütlich und typisch französisch. Ich musste zuerst mit Händen und Füßen meinen Wunsch einer Nächtigungsmöglichkeit und einem Abendessens ausdrücken, damit dann die Hotelbesitzerin im einwandfreien Englisch antwortete, dass dies möglich sein. Abendessen perfekt, Frühstück mit frischem Baguette und Croissant, W-LAN vorhanden, sehr ruhig und ein super nettes Personal. Und das Beste, es gibt eine eigene Garage für Motorräder und das auch noch kostenlos! Zwischenstand: 1.311 Gesamtkilometeranzahl

Tag 3:

Grenze SpanienHeute sehe ich das Meer! Ziel ist nach Narbonne die Küstenstraße Richtung Barcelona zu fahren. Da mir die Route in Google Maps eine geplante Fahrzeit von 10 Stunden mitteilte, ich aber um ca. 18 Uhr in Barcelona sein wollte, war dann doch der Entschluss die Strecke bis Montpellier via Autobahn zu fahren schnell gefasst. Was dann auch problemlos und flott ging und nach 1.680 Kilometern war es dann endlich soweit: das Mittelmeer breitete sich vor mir aus.
Jetzt war dann die Herausforderung gleich nach Narbonne die richtige Route zum Wasser zu finden. Vorbei an Le Barcarès, Canet-en-Roussillon, Argelés-sur-Mer, Banyuls-ur-Mer gabs dann einen kurzen Zwischenstop am Cap de Norfeu mit Blick auf große weite Wasser.
SpiegelUnd weil ich noch genug Zeit hatte beschloss ich dann kurzerhand nicht durchs Landesinnere zu fahren, sondern weiter auf der Küstenstraße zu bleiben. Das war zwar nicht immer einfach aber es ging mit ein paar Umleitungen dann doch ganz gut. Von Mataró bis Barcelona war es dann noch eine knappe Stunde und entgegen meinen Vorstellungen vom sonnigen Süden fing es an zu regnen. Und das so stark, dass mich die Unlust am weiterfahren in das nächste Kaffeehaus trieb wo ich dann zufällig auf einen spanischen Motorrad Fahrlehrer (mit Schüler) traf. Tja, wenn Biker unter sich sind, spielt auch hier die Nationalität keine Rolle. Im gebrochenen Spanisch/Englisch erzählte ich den beiden dann von meiner Route, worauf der Fahrschüler dann so begeistert war und mich auf den Kaffee und Kuchen einlud.
Und weil alles so nett war, hörte dann auch der Regen auf und ich fuhr im Trockenen durch die Metropole Barcelona Richtung Moll de Barcelona, wo bereits die Balearen Fähre stand, welche mich dann über Nacht nach Ibiza brachte.
Die Fähre ist übrigens sehr zu empfehlen. Günstiges Bier und super gemütliche Liegesesseln zu schlafen.
Was so alles mit der Harley auf Ibiza passierte findet ihr hier.

BergeNächste Woche gibt’s Teil 2 von Harley-Island und retour. Wer es nicht verpassen will bekommt gleich direkt die Inselpost ins Haus geliefert!

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