Ich bin Wiener. Ein Wiener Original sozusagen. Ich bin zwar nicht der blumigen Wort-Bild Sprache mächtig die einige der Wiener Randbezirke prägt, aber meine familiären Wurzeln befinden sich in Ungarn, der Tschechei, der Slowakei, Deutschland und natürlich in Österreich. Geboren und aufgewachsen in Österreichs Hauptstadt, der Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität. Mein Urgroßmutter kochte laut Erzählungen die allerbesten Powidltascherln!
Und ich bin in Wien, trotz meines immer präsenten Dranges auf die Harley zu steigen und wegzufahren, fest verwurzelt.
Sprechen Sie Wienerisch
Vor ein paar Tagen hatte ich einen Abend lang das Vergnügen mir ein musikalisches Potpourri aus jüngeren und älteren Wiener Liedern anzuhören. Eine Mixtur aus den 40ern bis in die heutige Zeit. Einige der Interpreten von denen Texte wieder gegeben wurden, begleiten mich mit ihrer Musik bereits seit meiner Kindheit. Da gab es Lieder von Wolfgang Ambros und Georg Danzer zu hören. Beide gelten als Wiener Originale, die durch den “Erfinder” des Austropop, Josi Prokopetz, mit ihrem Wiener Dialekt, große Erfolge erlangten.
Was diese Musik so einzigartig macht ist nicht nur die urtypische Sprache aus Wien, sondern vielmehr die Texte und die Jammerei.
Der Wiener wird immer als grantig und mürrisch beschrieben, und das trifft auch sehr oft zu. Der erste “Popstar” unter den Wiener war der Herr Karl, den Helmut Qualtinger in einem eineinhalbstündigen Monolog über seine Welt berichten lies, halb Theaterstück, halb Kabarett. Und Ambros und Danzer schlugen in die gleiche Kerbe. Da gibt es Lieder die gespickt voll mit Grant, Zynismus und Seitenhieben sind. “Da Hofer” (Textpassage im Bild anbei), “Heit drah I mi ham”, “Olle Weiber san G’frassta”, “Strandbrunzer Tango etc. Liedgut welches einerseits zum Kopfschütteln aber trotzdem auch zum Schmunzeln anregt. Und eben jenes “Jammern”, welches sich durchzieht wie Kaugummi. Da kann man schon den Eindruck bekommen, dass das Absingen der Vokale gepaart mit dem Textgut, ein richtiges Martyrium ist.
Aber eines haben diese Musiker alle gemeinsam. Sie sind immer gegen den Strom geschwommen. In Zeiten wo es “in” war im Radio nur Pop und Rock aus Übersee zu spielen, trällerten die Austro-Poper ihre Mundart Lieder. Weil das wollten die so, das war ihr Leben. Und wem es nicht passt, der soll sich etwas anderes anhören!
Aber was hat das nun mit Harley-Island zu tun?
Ambros, Danzer, und natürlich auch Hans Hölzel (ebenfalls ein Wiener Original), besser bekannt unter seinem Künstlernamen Falco, lebten in ihrer eigenen Welt. In der Welt ihrer Musik und Ihres eigenen Daseins.
Und sie haben sich ihre persönlichen Inseln erschaffen. Falco ist sogar auf eine gezogen, weil er es wie er selbst sagte: “In Wien bei den ganzen Pessimisten und Negativen net aushalt’”. Auf “seiner” Insel, der Dominikanischen Republik, ist er auch verstorben. Wolfgang Ambros verbringt nach wie vor mehrere Monate im Jahr auf einer griechischen Insel und der für mich viel zu früh verstorbene und größte aller österreichischen Liedermacher, Georg Danzer, lebte in Spanien, Griechenland und Deutschland. Seine Asche wurde im Juli 2007, seinem Wunsch entsprechend, vor der Küste Mallorcas dem Meer übergeben.
Weil wir Wiener oft so sind wie wir sind, flüchten wir manchmal in unsere eigene Welt.
Da hat jeder so seine eigenen Schrullen, sein eigenes Kleinod, seinen eigenen Bereich in dem er – meist auch nur temporär – Zuhause ist. Das ist jetzt vielleicht nichts typisch Wienerisches, aber hier in Wien fällt es so stark auf, weil sich die Menschen in Ihrer eigenen gezimmerten Vorstellung oft komplett konträr verhalten. Da wird gesungen, gelacht, getanzt und Freude zum Ausdruck gebracht. Da schmieden sich dann die Menschen ihre eigenen Inseln – ihr privates Island.
Und oft sind es Vehikel oder Dinge, Sammlungen und Spleens die dazu beitragen. Meine Welt ist Harley-Island und es scheint mir so, dass ich den einen oder anderen auch schon davon überzeugen konnte sich sein eigenes Harley-Island aufzubauen.
Ich bin ja fest davon überzeugt, dass das auch etwas richtig Gutes ist. Weil ob einer mit einer Leidenschaft seine Gartenzwerge ordnet oder mit Inbrunst Karaoke singt oder Leinwände nach seinen Vorstellungen in Farbe taucht, jeder Mensch braucht genau so etwas um sich von Zeit zu Zeit von seinem Alltag verabschieden zu können um in seine Welt abzutauchen.
Und für mich ist das eben Harley-Island. Ob es nun das schreiben darüber ist, natürlich das Fahren mit der Harley oder die Wege die ich dadurch erreiche, wichtig ist, dass es mir Kraft gibt, mich freut und ich auch andere dafür begeistern kann. Es ist einmal mehr und einmal weniger, aber es muss immer so viel sein, dass es mich zufrieden macht.
Weihnachten steht vor der Tür! Vielleicht ist es dann schon so weit, dass sich der eine oder andere sagen kann: “Ich habe mir jetzt mein Island – vielleicht ein Harley-Island erschaffen!”
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