Das Leben kann so schön und aufregend sein!
Vor allem dann, wenn man als Siebenjähriger in der Familienkutsche schlafend, in der Früh aufwacht und nach fast 12 Stunden Fahrt plötzlich am Meer ist. Das sind meine Kindheitserinnerungen an die familiären Urlaube in Kroatien. “Da fahr ich lieber eine Nacht lang durch, bevor ich mir 100 Mal anhören muss, wann wir endlich da sind”, so die Worte meines Vaters wenn wir wie jedes Jahr im Sommer auf die Insel Lošinj zum Urlauben aufbrachen. Belohnt und beendet wurde der ungemütliche Schlaf am engen Rücksitz des Autos dann meist direkt an der Fährstation vom Festland auf die Insel Cres. Und das war unfassbar aufregend! Die enge, holprige, einspurige Straße nach Brestova hinunter um dann mit der ersten Fähre um 6.30 Uhr nach Porozina überzusetzen. Autos, Motorräder, Traktoren, das stinkende Fährboot, die aufgehende Sonne, das Meeresrauschen – das sind die Momente die in meinem Kinderkopf damals hängen blieben und automatisch mit Urlaub verbunden sind.
Und das Gefühl hält bis heute an, wenn ich diese Straße hinunter fahre …
Als mich vor rund einem Monat Patrick zur Promotionreise der Croatia Bike Tour einlud, war für mich in der Sekunde klar – da bin ich natürlich dabei. Kroatien im Oktober, ohne den tausenden urlaubswütigen Autofahrern aus dem hohen Norden, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit von 20 km/h über die kurvigen Straßen quälen, macht sicher großen Spaß. Und so war es dann auch!
Eines möchte ich bevor ich über den Roadtrip berichte noch loswerden:
Harley-Island ist werbefrei und das bleibt auch so. Jede Anfrage von Firmen die technisches Equipment, Merchandising, Reisen oder Motorradzubehör anbieten wollen, lehne ich ab.
Ich mag keine Pop up Fenster oder grelle Werbeeinschaltungen auf meiner Seite haben, die ich nicht zur genüge kenne oder selbst ausprobiert habe. Aber ich teile gerne mit meinen Harley-Island Piraten die Erlebnisse, Dinge oder Routen die ich selbst ausprobiert habe. Und wenn ich von etwas überzeugt bin, in diesem Fall ein Motorrad Reiseveranstalter, dann empfehle ich das auch gerne weiter. Und wenn der auch noch ein Goodie dazugibt, freut mich das natürlich.
Boots – Check in, Hafen Opatija
Wie? Boots – Check in? Ja, genau!
Das außergewöhnliche an dieser Reise ist nicht nur das Insel-Hopping, die geilen Küstenstraßen und die hunderten Kurven im Landesinneren, sondern vor allem der Nächtigungsort. Das ist eigentlich das wirklich spassige an der Sache. Geschlafen wird auf einem Schiff, dem Motorsegler Dalmatia, ein Boot aus der kroatischen Flotte der Katarina-Line. Toll ausgestattet, mit 19 Kajüten (2-3 Betten) und supernettem Personal.
Der Plan war nach dem Frühstück an Deck, aufs Motorrad, welches direkt vor dem Boot parkt zu steigen, den ganzen Tag mit der Harley durch die Gegend zu fahren, um dann Abends wieder am Schiff einzulaufen, zu dinieren, zu trinken und bei leichtem Wellengang einzuschlafen. Das ist tatsächlich eine feine Kombi aus Bike & Boat.
Die kunterbunte Fahrgemeinschaft und kroatische Gastfreundschaft
Das spannende am Harley fahren ist ja für mich die Möglichkeit immer neue Menschen kennen zu lernen, die halt eines gemeinsam haben: die Leidenschaft sich mit einem Zweirad fortzubewegen. Und so kam es auch hier wieder zu Treffen die erfreuen und beleben. Mit auf der Reise war neben Patrick, dem Organisator der Reise, Gianni vom Standard und Homolka vom Motorradmagazin. Gianni, eigentlich Gianluca Wallisch, im “richtigen” Leben stv. Ressortleiter Außenpolitik, bis dato noch kein Harley sondern Honda Fahrer (… ich denke das wird sich bald ändern …) und Martin Swoboda, der nur auf Homolka hört, seines Zeichens Redakteur, Fotograf, Geschichtenerzähler und 365 Tage im Jahr Motorradtester, auch im Winter, wenn die Eiszapfen an seinem Vollbart hängen bleiben, waren der Garant dafür, dass Benzin geplaudert, Erlebnisse ausgetauscht und über Reiseerfahrungen berichtet wurde.
Als Überraschung wurden wir auch noch vom ortsansässigen Motorradclub, dem MK Seahorses Opatia begrüßt. Die sechs Burschen haben kurzfristig beschlossen uns einen Teil der Reise zu begleiten. Nicht aber ohne uns davor auf einen Kaffee im Hafen von Opatija einzuladen und uns über ihre Touren in diesem Jahr zu berichten. Und die Jungs berichteten ganz stolz, dass sie doch auf rund 30.000 gefahrene Kilometer pro Jahr kommen. Und das mit einem verschmitztem Lächeln im Gesicht und der Aussage, dass sie maximal im Jänner die Füße still halten und nicht Motorrad fahren. Weil da ist es halt dann doch ein wenig zu kühl zum fahren und sie bräuchten zu viel Jacky zum aufwärmen …
Mit dem Begleitschutz der “Seepferdchen” ging es dann endlich los Richtung Süden. Und es begann tatsächlich so wie erwartet. Die Sonne, das Meer und die Lufttemperatur von 20 Grad erhellte blitzartig die Stimmung bei allen Mitfahrenden.
Robi, der Präsi des Clubs setzte sich gleich an die Spitze, ortskundig wie er war, und legte einen flotten Reifen auf den Asphalt. Mit ambitionierter Geschwindigkeit fetzte er durch die engen Kurven der Küstenstraße Richtung Hotel Flanona, rund 35 Kilometer südlich vom Ausgangspunkt. Das ist dort wo es den ersten wirklich, wirklich coolen Blick Richtung Süden auf die Inseln Cres, Lošinj und die adriatische See gibt.
Fotoshooting mit Meeresrauschen im Hintergrund …
… und dann ab zum ersten Transfer auf die Insel Cres. Die inzwischen doppelspurig ausgebaute Straße Richtung Brestova macht echt Spaß. Kurvenkratzen ohne Ende und perfekter Asphalt, griffig und ohne Steine und Schotter. Bei der Fährstation hieß es dann Abschied nehmen von den Burschen des MK Seahorses. Shakehands und Verabredung für das nächste Jahr, schließlich stehen ja zwei Kroatien Termine im Jahr 2014 an.
Der eine sind die Croatia Harley Days, ein offizieller Harley-Davidson Event von 12. – 14. Juni und der andere sind die Opatija Crome Days von 15. – 18. Mai mit dem Motodrom in Kärnten und Patricks Reisebüro.
Die Insel Cres
OK, die Zeit war ein wenig knapp bemessen, ich wäre sehr gerne noch nach Lošinj gefahren, aber die Fähre nach Krk hatte kein Erbarmen. Die wartet nicht. Und schließlich und endlich sollten wir ja um 18.00 Uhr im Hafen von Njivice wieder beim Schiff sein. Der Vorteil im Oktober diese Insel zu bereisen ist der bereits oben genannte. Da gibt’s einfach nur einen Bruchteil der Autos und LKWs die auf die Fähre wollen um sich dann über die Bergstraßen der Insel zu quälen. Die wenigen vierspurigen Gefährte wurden nach kurzer Zeit abgeschüttelt und dann ging es mal eine Zeit lang bergauf.
Das wahrlich abenteuerliche an diesen Straßen sind aber die Überraschungsmomente, und diese heißen “Ziege”. Auf Cres gibt es mehr Ziegen als Menschen. Und diese Tier sind halt überall zu finden, auch unerwartet nach einer Kurve mitten auf der Straße stehend. Die Jungs vom MK Seahorses haben uns ja schon beim morgendlichen Kaffee vorgewarnt, folge dessen war das Fahrtempo ein wenig gemässigter und der Blick achtsam ausgerichtet auf das mögliche Erscheinen eines jener vierbeinigen Zotteltiere. Den Berichten von Robi zufolge, gibt es auch Ziegenvertilgende Bären auf der Insel, die angeblich bei einer anfliegenden Hungerattacke vom Festland nach Cres schwimmen. “Glaub ich nicht”, so meine Reaktion, aber er versicherte mir glaubhaft, dass er letztes Jahr nicht betrunken war, als neben ihm, bei der Überfahrt mit der Fähre nach Cres, ein Bär geschwommen ist.
Ziegen hatten wir dann auch auf der Straße, denen waren wir aber schlichtweg egal. Die bewegten sich keinen Millimeter, somit war Slalom fahren angesagt. Bären? Wurden keine gesichtet, vielleicht beim nächsten Mal …
Nächster Transfer: Merag (Cres) nach Valbiska (Krk).
Die Insel querend und dann über die Brücke wieder auf das Festland. Und was dann auf uns zukam, war die Côte d’Azur der kroatischen Mittelmeerküste. Wer auch immer dafür verantwortlich war und diesen Weg vor langer, langer Zeit angelegt hat, der hat seine Arbeit meisterlich erledigt. Kilometer über Kilometer geht es da direkt am Meer entlang, die langen, geraden Strecken sind an einer Hand abzuzählen, der Rest sind Kurven und Kehren unlimited! Und nachdem wir nachmittags gegen Süden hin unterwegs waren und die Sonne sich schon in Richtung Westen verzog, fiel mir spontan der Uralt-Schlager “Der Sonne entgegen” ein. Warum auch immer, aber es steigerte mein Wohlbefinden noch um einiges und ich dachte mir “Das Leben hat so viele richtig gute Seiten”
“Der Sonne entgegen” – auch so eine Kindheitserinnerung an die österreichische Fernsehserie über vier Aussteiger, die sich nach Valun auf die Insel Cres absetzten. “Großes Kino” mit dem damals noch reschem und feschem Erwin Steinhauer als „Wickerl“ Hawratil, der den Ortsansässigen erklärte, dass das Grillhuhn in Wien Gummiadler und das Backhuhn Bröselgeier heißt. Schon vor dreißig Jahren als diese Serie gedreht wurde und im österreichischen Fernsehen lief, hatte ich das Bedürfnis nach “irgendwann bleib I dann durt” …
Nur ist es inzwischen nicht mehr der Wunsch nach dem Aussteigen um an einem Ort zu verweilen, sondern der Wunsch in Bewegung zu bleiben – im Sattel der Harley!
Der Abend brachte noch ein kulinarisches Highlight im Hafen von Njivice – das Restaurant Riviera.
Auch wenn es nicht landestypisch ist, aber das Thunfisch Tatar ist hervorragend. Stilgemäß wurde der Tag 1 dann an Bord der Dalamatia mit leichten Wellengang und dem “Gute Nacht” Bier beendet.
In der nächsten Inselpost fahren wir dann die Straße der 1000 Kurven und besuchen die Insel Rab! Gleich für die Inselpost eintragen und den zweiten Teil von “La vita è bella” nicht versäumen!
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Schön wie du die Erreignisse und Touren beschreibst ist ein Ansporn mal eine Woche in Kroatien zu biken. Für 2014 im Kalender notiert
mfg mosi.
Hi Mosi,
Kroatien ist so nah und doch wird es selten befahren. Und es gibt wirklich feine Strecken! Morgen gibts in der Inselpost Teil 2
Harley-Island Grüße
Martin
Hallo,gefällt mir . Wir waren 2011 und 2012 mit einer XV1900 im Schlepp in Istrien und Dalmatien. Einfach Klasse das Land. 2014 ist Deutschland angesagt, als Folge eines schweren Unfalles in 11.2012.
2014 ist allerdings Kroatien wieder das Ziel. Euren Kahn hab ich voriges Jahr in irgendeiner Hafenstadt gesehen.
Denke mal das wir uns sicher noch über den Weg laufen werden.
MfG
Kurt
Hi Kurt.
Kroatien wird immer besser. Ich bin schon als Kind dort gewesen, aber was die derzeit alles investieren in Land und Straßen ist sehr schön zu beobachten. Vorallem die Straßen, speziell an der Küste, sind inzwischen ein Traum. In der morgigen Inselpost geht es dann in das Landesinnere.
Harley-Island Grüße
Martin
PS: Die Dalmatia ist echt klasse. Nicht zu groß aber blitzsauber und supernett